Kennst du das?
Auf einmal hast Du mehr Haare in der Bürste?
Ständig hängen überall die Haare?
Du hast das Gefühl, dein Haar wird dünner?
Du bist dir ganz sicher, dass Du deine Kopfhaut mehr durchschimmern siehst?
Und Du stellst dir die unaussprechliche Frage: Habe ich Haarausfall?
Anfang September ging es bei mir los.
Was tun wir in der heutigen Zeit wenn es uns so geht?
Genau, wir fragen erstmal Dr. Google und das, obwohl wir genau wissen, alles was wir als erstes anklicken, ist der schlimmste fall der eintreffen kann.
Kreisrunder Haarausfall
vernarbender Haarausfall
Diffuser Haarausfall
irgendwann vielleicht auch mal Temporärer Haarausfall
usw.
Schreck, was trifft auf mich zu? Hab ich etwas, was sofort behandelt werden muss?
Ich strich mir immer öfter durch die Haare. Nur um zu erkennen, dass ich jedes Mal Haare mit raus ziehe.
War das schon immer so?
Manchmal hab ich versucht sie zu zählen, anfangs noch sehr zaghaft.
Ich ließ mir die Haare schneiden, dort wo ich es immer tat. Und auch dort wurde ich in meiner Angst, Haarausfall zu haben, bestätigt *im nach hinein betrachtet war es wohl meine eigene Schuld, denn ich musste das unbedingt vorher ansprechen*.
„Du verlierst eindeutig mehr Haare als sonst“
Ich dachte mir: na schön, ich schau mal nach einem Hautarzt. Sollte in Berlin doch kein Problem darstellen. Wir haben ja viele Ärzte und ich wohne auch noch mittendrin.
Gesagt getan. Ich schaute mich im Internet um, las unzählige Bewertungen, was mir aber leider gar nichts gebracht hatte. Denn es gab keine freien Termine. Die nächst- verfügbaren Termine gab es im März/April *es war Oktober*. Und das auch nur bei sehr schlecht bewerteten Ärzten.
Dann fand ich einen. Er war gut bewertet und es gab eine Sprechstunde immer Mittwochs.
Ich ging also, vorbereitet mit einer Flasche Wasser und ein bisschen Schokolade falls ich länger warten musste, hin.
Schon nach ca. 15 min wurde ich positiv überrascht, ich war an der Reihe.
Der Arzt kam rein, begrüßte mich nicht und es war auch nicht der Arzt vom Bewertungsportal. Ein guter Anfang!
Er fragte mich, was mein Problem wäre.
„Ich glaube ich habe Haarausfall.
Und mir brennt öfters mal die Kopfhaut.
Ich litt bereits unter stressbedingter Neurodermitis.“
Er stand auf, schaute mir zwei Sekunden auf den Kopf, setzte sich wieder und meinte: „Sie haben ihre Haare durch das Färben kaputt gemacht. Ich verschreibe ihnen Regain.“
Das war es. Er verabschiedete mich und ich war erschrocken.
Mein erster Gang war natürlich ab in die Apotheke und ich kaufte eine Packung Regain für sage und schreibe 61€. Ich dachte mir: „Na gut. Wenn es hilft!?“
Ich wurde weder vom Arzt, noch von der Apothekerin aufgeklärt, was dieses Regain eigentlich ist.
Als ich zu Hause ankam, las ich die Packungsbeilage und musste erstmal schlucken.
„Gegen anlagebedingten Haarausfall“
Der Arzt hätte mich fragen können, ob es sowas in der Familie gibt. Denn tatsächlich ist es so, dass es in meiner Familie keinen Haarausfall gibt.
Ein weiterer Punkt der mich sehr aufgeregt hatte war der:
2.2.c Schwangerschaft
„Regaine Frauen Lösung“ darf von Schwangeren nicht angewendet werden, da keine Studien an schwangeren Frauen vorliegen.
2.2.d Stillzeit
„Regaine Frauen Lösung“ darf von stillenden Müttern nicht angewendet werden, da Minoxidil in die Muttermilch übergehen kann.
Es ist nicht so, als wäre ich Schwanger. Aber ich wurde auch nicht danach gefragt. Ich hätte mir gewünscht, darüber informiert zu werden. Wozu ist dieses Produkt sonst Apothekenpflichtig.
Unzählige Berichte im Internet zeigen außerdem, dass die Wirkung nur so lange anhält, wie das Produkt verwendet wird. Sehr hilfreich.
Mich überzeugte das alles gar nicht. Und so beschloss ich, das Produkt nicht zu verwenden. 60€ in die Tonne!
Ich las mich weiter durch Foren, Artikel und schaute Videos von Betroffenen.
„100 Haare am Tag sind normal“
Ich zählte und zählte immer exzessiver und ich kam meistens tatsächlich unter 100 Haare. Jedes einzelne Haar schrieb ich mir auf. Aber ich war mir so sicher, Haarausfall zu haben. Ich beschäftigte mich nur noch damit.
Haare, Haare, Haare, nur noch Haare.
Nun ging ich endlich zum Hausarzt, um mal mein Blut checken zu lassen, da ich sehr dünn bin, viel zu dünn. Und da es schon immer so war, dachte ich: Vielleicht ist es die Schilddrüse? Das würde einiges erklären.
Ich hatte ein großes Blutbild machen lassen und sogar ein EKG.
Große Überraschung, meine Blutwerte sind nahe zu perfekt. Ein Grund sich zu freuen? Wie man es nimmt. Denn ich hatte ja keine Erklärung für meinen Haarausfall.
Ich zählte also weiter. Inzwischen hatten wir Dezember und jeden Tag verhagelte mir jedes Haar zu viel die Laune.
Denn nach jeder Haarwäsche verlor ich um die 140-150 Haare. Laut den meisten Seiten nicht normal, es dürften doch nur bis zu 100 sein, stimmt‘s?
FALSCH!
„Von seinen ca. 100.000 Kopfhaaren fallen einem gesunden Menschen tagtäglich Haare aus, entweder spontan oder beim Kämmen (bis zu 100 Haare am Tag), sowie beim Haarewaschen (bis zu 300 Haare). Hier sind jedoch auch Angewohnheiten bei der Haarwäsche zu berücksichtigen; Frauen, die täglich Haare waschen, verlieren regelmäßig etwa gleichviele Haare. Bei Frauen, die nur einmal wöchentlich Haare waschen, kann der wahrgenommene Haarausfall an diesen Tagen stark erhöht sein, ohne dass krankhafte Veränderungen vorliegen müssen. Viele Menschen weisen einen periodisch verstärkten Haarwechsel auf, einige davon sind auch jahreszeitlich synchronisiert, vor allem im Frühling und Herbst.“
Bis ich diese Seite fand und viele andere Artikel, in denen ziemlich das gleiche stand, vergingen Monate, viele Stunden mit Google, Foren, Artikel, Videos und vor allem Stress, der sicher nicht förderlich war. Jeden Tag zählte ich meine Haare. Morgens, zwischendurch, bei jedem Haar, was ich sah wurde ich sauer oder traurig und abends natürlich vor dem Schlafengehen auch nochmal.
Ich kaufte viele Haarprodukte, wie Teebaumöl *zugegeben nicht teuer und macht wunderschöne Haare*, Brennnessel Balsam, pH5 Dermo Capillaire Shampoo, Physiogel Shampoo und von Khiels irgendein Haarserum und noch vieles mehr.
Ich machte dann noch einen Test, der auf der Seite stand, der folgendermaßen aussieht.
Durchführung:
„Tag 1: Haar gut schamponieren und anschließend bürsten.
Tag 2 bis Tag 5: an diesen Tagen werden die Haare nicht mehr gewaschen und nur einmal am Tag, am besten morgens, gekämmt.
Alle beim Kämmen ausfallenden Haare und die Haare, die im Kamm hängenbleiben, werden für den jeweiligen Tag separat gesammelt und gezählt. Am besten stecken Sie die gesammelten Haare in einem Briefumschlag, auf dem Sie die Anzahl der ausgefallenen Haare mit dem Datum vermerken. Sollten Sie bei Durchführung des Standardzähltestes bei zweimaliger Wiederholung im 3-4 Wochen-Abstand täglich mehr als 100 Haare verlieren, sollten Sie Ihren Arzt zur weiteren Behandlung aufsuchen.“
Das Schlimmste war, die Haare nicht zu waschen. Aber das Ergebnis war mehr als beruhigend. Es fielen nicht mehr Haare aus.
Ich hatte den Test nur einmal gemacht.
Wir haben Januar und nun müsste ich den Test eigentlich wiederholen. Aber ich habe einfach keine Lust mehr. Ich möchte meine Haare nicht mehr zählen, ich habe endlich aufgehört mir ständig durch die Haare zu streichen.
Du fragst dich jetzt vielleicht, was mit der juckenden Kopfhaut ist?
Mittlerweile denke ich, dass es eine Stressreaktion war. Denn seit ich nicht mehr 24 Stunden am Tag drüber nachdenke was mit meinen Haaren ist, ist es auch besser geworden. Genau wie damals mit der Neurodermitis an meinen Händen, ebenfalls ausgelöst durch Stress. Beendete sich, als die neue Situation von mir akzeptiert wurde.
Aber was möchte ich dir hiermit eigentlich sagen?
Hast du keine Tipps?
Doch hab ich.
1.) Wenn du das Gefühl hast, du hast Haarausfall, erstmal ruhig bleiben, drück einen Moment auf die Bremse, atme tief durch.
Die letzten (fast) vier Monate und zwei Wochen waren der absolute Horror für mich. Ich kann mich in solche Dinge ziemlich verbeißen und mir das Leben sehr schwer machen.
2.) Schau ob du ein neues Produkt verwendet hast, Ernährung umgestellt oder wird es gerade Herbst usw.
3.) Wenn du keinen Grund für den Haarausfall siehst, geh erst zu einem Hausarzt und wenn er nicht weiter weiß, kannst du immer noch zu einem Hautarzt gehen.
4.) Kaufe nicht blind und aus Verzweiflung irgendwas. Erst informieren, dann kaufen. Ich glaube, du möchtest, nicht wie ich, 60€ in den Müll werfen.
5.) Und jetzt kommt ein ganz wichtiger Punkt: Beschäftige dich NICHT in jeder freien Minute mit deinem VIELLEICHT-Haarausfall! Das kann weder gesund, noch hilfreich sein.

Es klingt simpel und weiß ich doch um die Schwierigkeit, ruhig zu bleiben. Ein paar Tipps, die mir helfen, mit meinem Haar zufriedener zu sein.

1.) Teebaumöl, gemischt mit einem beliebigen Shampoo, sorgt für glänzend und weiche Haare.
2.) Brennnessel-Haarbalsam verleiht Volumen, hilft gegen juckende Kopfhaut und hat eine vitalisierende Wirkung
3.) pH Shampoos können helfen. Ich würde sie aber nicht permanent nutzen. Aber sie helfen, wenn andere Shampoos die Kopfhaut austrocknen.
4.) Ab und an eine Kur mit Kokosöl (sollte Bio ohne Zusatzstoffe sein) wirkt wahre Wunder, aber bitte nicht übertreiben.
Mehr Tipps als die Typischen, wie gesunde Ernährung, kann ich euch nicht geben.
Aber vielleicht konnte ich dir etwas helfen und vor allem: Dich beruhigen.
Liebe Grüße lepetitchat